Vergessene Rekorde...

ein AH Sprite in Bonneville/Utah.

In den 1930er bis 50er Jahren waren Rekordversuche eine beliebte und damals als kostengünstig angesehen Methode, Fahrzeuge und deren Hersteller einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dieses Verfahren nutzten auch Donald und Geoffrey Healey; sie waren mit einigen ihrer Autos, speziell den frühen 100er-Healeys , schon am Beginn der 1950er auf den Salzflächen von Bonneville in den USA gewesen. Nun traten sie mit einem ihrer Sprites im Jahre 1959 dort zum letzten Male auf. Über diese Aktivitäten wird in der mir zugänglichen Literatur lediglich bei Dymock berichtet, wohl weil derlei Vorgänge damals schon nicht mehr so sehr im Fokus der Berichterstattung standen.Auch mich hat der auf die Rekordversuche bezogene Text im Firmenprospekt zum Erscheinen des Sprite Mk.2 nur am Rande berührt; Sporterfolge, über die noch zu berichten sein wird, spielten am Beginn der 1960er Jahre eine weitaus größere Rolle bei der Vermarktung automobiler Produkte.

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Im für den deutschen Markt vorgelegten Prospekt ist in schwarzer Schrift auf blauem Grund der folgende Text zu lesen: „ Austin Healey Sprite Rekorde …. Im September 1959 griff eine Sonderausführung des Sprite, Stromlinienform mit Kompressor, eine Reihe internationaler Geschwindigkeits- und Zeitfahrrekorde auf den Bonneville Salt Flats in Utah, USA an. Das Ergebnis war ein überwältigender Erfolg mit nicht weniger als 50 US-Rekorden und 15 internationalen in der G-Klasse. Er überragte u.a. in einer Marathon-Dauerfahrt über 3000 km in 12 Stunden bei einem Mittel von 222 km/h. Dieser bemerkenswerte Wagen durchlief das ganze Rennen fehlerlos.“

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Abb. 5 - AbbRek5
Über eine Strecke von 2000 km erzielte man einen Schnitt von 223,42 km/h, und über 50 km lag die Durchschnittsgeschwindigkeit gar bei 234,21 km/h. Erreicht hatte man diese Erfolge durch ein Fahrgerät mit der Bezeichnung EX 219, das in ähnlicher Form als MG bereits zwei Jahre zuvor in Utah gewesen war. Nun aber basierte der Rekordwagen auf dem Sprite, wie in einem der Fotos mit Blick in das Cockpit auch noch zu erkennen ist. Die British Motor Corporation (BMC) legte in der die Fahrten begleitenden Pressekampagne dar, dass außer der Hülle alle übrigen Aggregate Basis- oder Tuningteile für den kleinen Austin Healey waren, und lediglich ein zusätzlicher Kompressor für eine Leistungssteigerung auf bis zu 86 PS aus dem kleinen 948ccm – A- Triebwerk der BMC sorgte. AbbRek3
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Als Fahrer setzte man Ed Leavens, Gus Ehrmann und Tommy Wisdom ein. Der 19o7 geborene und 1972 verstorbene Wisdom arbeitete lange Zeit eng mit den Healeys als Fahrer und Berater zusammen und hatte 1952 in Le Mans mit einem Nash-Healey sogar den 3. Platz in der Gesamtwertung erzielt.AbbRek4
Abb. 4.2 - AbbRek4

Diese Fakten fielen mir wieder ein, als ich um die Mitte der 1990er Jahre beim obligatorischen Besuch der Modell-Tauschbörse in Aachen einen Herrn traf, der seine Sammlung von Rekordfahrzeugen zum Verkauf anbot. AbbRek21

Abb. 2.1 - AbbRek21
Tatsächlich sagte der Anbieter, er sei im Besitz eines Sprite-Rekordwagens gewesen, wisse aber nicht genau, ob das Modell bereits verkauft sei, so dass er vor einer Zusage noch seinen Bestand daheim überprüfen wolle. Kurzum nach drei Tagen erhielt ich ein Päckchen, in dem sich wohlverpackt der kleine Rekordwagen befand, verbunden mit freundlichen Grüßen und der Bitte den Gegenwert von 70,-DM zu überweisen. AbbRek22
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Das Modell war fertig bearbeitet, lackiert und entsprach dem Vorbild recht gut. Eine Gravur auf der ansonsten unstrukturierten Bodenplatte wies darauf hin, dass als Basis des Modells ein Bausatz der Firma Mikansue gedient hatte. Der Name läßt zunächst an eine in Japan beheimatete Manufaktur denken, allerdings besteht er aus einer teilweisen Aneinanderreihung der Vornamen des britischen Ehepaares Mike und Sue Richardson, die schon in den 1960er Jahren Metallbausätze im Maßstab 1:43 fertigten und auf dem Markt, u.a. durch Danhausen in Aachen anboten. Sue, die 2010 verstarb, hatte außerdem im Jahre 1981 ein Kompendium über Dinky-Miniaturen herausgegeben.

Die Modelle der Richardsons waren für die damalige Zeit in Form und Vielfalt großartig. Sie kamen allerdings als Metallguß-Modellsätze ohne ausgeprägte Bauanleitungen daher und bedurften in der Regel einer intensiven Bearbeitung, bevor die Lackierung aufgebracht werden konnte. Der Sprite – Rekordler erschien unter der Nummer 51 in der Reihe „Competition“. Daneben gab es noch die Produktionslinien Standard, Gran Tourisme und Americana, in denen sich heute seltene und sehr gesuchte Modelle von bedeutenden Vorbildern verbergen.

Literatur: Dymock,E.: Sprites und Midgets. Collector`s Guide Band XIII. Königswinter, 1991, S.85-89.

 

Abbildungen:

1. Rekord-Sprite im Prospekt

2. Rekordwagen von Mikansue

3. Modell des Rekordwagens

4. Tommy Wisdom im Sprite

5. Der Rekord-Sprite mit geöffnetem „Dach“

6. Im Wagenaufbau erinnern Bauteile an den Sprite

7. Aufschrift auf einer Verpackung

8. "Bauanleitungen“ von Mikansue

9. Label der Marke


 

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